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26.09.-23.11.2014
Eröffnung: Donnerstag, 25. September, 19 Uhr

Lichthof

Beate Engl

APPARAT


Beate Engl: Brigate Rosse (Modell), 2012

In ihrer Einzelausstellung im Lichthof des Badischen Kunstvereins zeigt die Künstlerin Beate Engl verschiedene Arbeiten, die Symbole der Repräsentation und Propaganda thematisieren. Der institutionelle Ausstellungsraum wird in seiner Funktionalität und Ordnung ad absurdum geführt, indem Engl eine große Fahne als spiegelnde Form installiert, die das Umfeld verzerrt zurückwirft. Gleichzeitig ist die Flagge ihrer nationalen Symbolik beraubt. Sie ist nun vor allem ein bildhauerischer Eingriff und verstärkt die Hierarchie des Blicks, die der hohe Lichthof mit seiner Balustrade bereits vorgibt.

In dieser zentralen Arbeit der Ausstellung ist Beate Engls Umgang mit Raum signifikant. Sie begreift den öffentlichen und institutionellen Raum in seinem dichten Gefüge aus sozialen, politischen und formalen Einschreibungen als ein rigides System, das es zu hinterfragen und sich künstlerisch anzueignen gilt. Dazu nutzt sie Licht und Audio, aber auch selbst entwickelte Maschinen oder Apparate, die den Ort mit neuer Funktion belegen.

Eine solche Apparatur stellt Engls zweite für die Ausstellung konzipierte Arbeit dar. In Anlehnung an die Radio-Oratoren des lettischen Künstlers Gustav Klucis aus den 1920er-Jahren, der Lautsprecher auf einer Tribüne mit Textslogans kombinierte, entwirft Engl ein neues, transportables Objekt des Agitprop, das die Funktion der politischen Rede mit der Nostalgie des Musikautomaten verbindet.
Mit einem aus Tageslichtprojektor und Spieluhrenmechanik zusammengesetzten Gerät wird ein lochgestanzter Text in den Raum projiziert und zugleich von der Spieluhr vertont. Der Text referiert zum einen auf die Maschine selbst und zum anderen auf einen sozialistischen Propagandaspruch von einer Plakatwand Gustav Klucis’.

Im dritten Raum der Ausstellung zeigt Engl eine Reihe von Glasobjekten als bürgerliche Kleinskulpturen, die sie aus gefundenen Einzelstücken zusammengesetzt hat. Wie Souvenirs werden politische Symbole, Gesten und Motive auf einer Schaufläche präsentiert und mit Licht und Bewegung animiert. Mit humorvoller Geste domestiziert Engl die monumentale Rhetorik politischer Architektur und überführt sie in eine Ästhetik revolutionären Kitsches.

Kuratiert von Anja Casser.

Beate Engl (*1973, Regen) lebt und arbeitet in München.
Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Olaf Metzel, an der School of the Arts Institute of Chicago und an der Bauhaus Universität Weimar.

Ausstellungsbroschüre:
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Beate Engl: Standarte, 2014
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2014
Foto: Felix Grünschloss

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Beate Engl: Standarte, 2014
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2014
Foto: Felix Grünschloss

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Beate Engl: Bürgerliche Kleinskulptur, (Serie) 2013
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2014
Foto: Felix Grünschloss

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Beate Engl: Bürgerliche Kleinskulptur, (Serie) 2013
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe
Foto: Felix Grünschloss

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Beate Engl: Große Welt, 2013 (aus der Serie Bürgerliche Kleinskulptur)
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2014
Foto: Felix Grünschloss

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Beate Engl: Agitator 2.0, 2014
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2014
Foto: Felix Grünschloss

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Beate Engl: Agitator 2.0, 2014
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2014
Foto: Felix Grünschloss