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30.03.-17.06.2012
Eröffnung und Konzert-Performance: Donnerstag, 29. März, 19 Uhr

Lichthof

Ruth Ewan

Music Without Masters

Die schottische Künstlerin Ruth Ewan zeigt im Badischen Kunstverein ihre bislang umfangreichste Einzelausstellung in Deutschland. Für die Präsentation hat Ewan Arbeiten der letzten Jahre ausgewählt und ein neues Musikprojekt konzipiert. Die dabei eingesetzten Medien reichen von Video und Skulptur über Künstlerbücher und Installationen bis hin zu Dokumentationen aktionsbasierter Projekte.

Ruth Ewans Interesse gilt der Distribution, Zirkulation und Kontrolle radikaler Ideen durch die verschiedenen Kanäle der Popkultur. Ihre Arbeiten sind dokumentarisch und recherche-basiert, gleichzeitig aber auch in hohem Maße kollaborativ und partizipativ, indem Ewan eine Bandbreite gesellschaftlicher Gruppen und Individuen in ihre Projekte einbezieht. Die Auswahl im Badischen Kunstverein umfasst Arbeiten, in denen Ewan die Entwicklung populärer Musik verfolgt und deren Potenzial im Hinblick auf eine subversive Unterwanderung gängiger Geschichtsschreibung untersucht.

Mit dem Titel der Ausstellung Music Without Masters bezieht sich Ewan auf die Bezeichnung „His Master’s Voice“ (Die Stimme seines Herrn), ein Markenname, der ursprünglich für verschiedene Grammophon- und Plattenlabels verwendet wurde und noch heute im Logo des globalen Entertainment-Konzerns HMV anklingt. Die Künstlerin betont stattdessen die Abwesenheit der „Meister“, so wie sie auch in ihren eigenen Projekten die Unabhängigkeit der Subjekte hervorhebt oder alternative Formen der Produktion aufzeigt, die der Vorstellung vom „Meisterhaften“ oder „Professionellen“ in Kunst und Musik gegenüberstehen.

In Did you kiss the foot that kicked you? arbeitete Ewan beispielsweise mit hundert Straßenmusikern, die das Lied „The Ballad of Accounting” des britischen Autors, Dichters und Folk-Sängers Ewan MacColl über die Dauer einer Arbeitswoche an verschiedenen Orten in London spielten. Die ebenfalls in der Ausstellung präsentierte Arbeit Apothesis (Paul) zeigt die Kopie einer Gipsfigur des Schauspielers und Aktivisten Paul Robeson. Robeson war wie MacColl den Sanktionen der Bewegung „Rote Angst“ („Red Scare“) ausgesetzt, die während des Kalten Krieges die politische Linke verfolgte. Das Musikvideo The Cutty Wren (Fred) zeigt die Animation eines 10-Jährigen zu einem Lied aus der englischen Bauernrevolte von 1381. Das Video folgt der Erzählung des Liedes, in dem der Zaunkönig als Symbol absoluter Tyrannei zunächst geköpft, dann aufgeteilt und schließlich von den Bauern verzehrt wird.

Alle ausgewählten Projekte gruppieren sich um die zentrale Arbeit A Jukebox of People Trying to Change the World mit einem Archiv von etwa 1500 Protestsongs, das Ewan seit 2003 stetig erweitert, editiert und nach spezifischen Themen kategorisiert. Für Karlsruhe hat Ewan diese Jukebox überarbeitet und um deutschsprachige progressive Lieder unterschiedlicher Herkunft und Zeit ergänzt. Lokale Solisten und Musikgruppen wurden eingeladen, diese Lieder neu zu interpretieren und ihre Aufnahmen in das Archiv der Jukebox zu integrieren. Eine Auswahl dieser Lieder wird am Eröffnungsabend live aufgeführt.

Teilnehmende Musikerinnen und Musiker:
Bradley Alexander, Backwoods Bunch, Hans & Daniel Bollinger, Bernd Bonzelet/Katja Nieth/Georg Schaub, D'Gälfiäßler, Durlacher Kantorei, fmolla, Gritzner-Chor, Hans-Peter Karl, KIT Kammerchor, Bernd Köhler/ewo², Larissa Morlock/Walter Steudinger/Wilhelm Nill, Die Schrillmänner, Orest Skakun, Claus Temps/Frank Reich, UH 97, Vox Pulchra, Winter J's.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.
 

Im Rahmen der 21. Europäischen Kulturtage Karlsruhe 2012.

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