zurück

8.5.–30.8.2020
Eröffnung: Donerstag, 7. Mai 2020, 19 Uhr

Ausstellung

Dinge, die wir voneinander ahnen

Die geplante Ausstellung Dinge, die wir voneinander ahnen im Rahmen der 25. Europäischen Kulturtage EKT:2020, kann aufgrund der aktuellen Situation in diesem Jahr leider nicht stattfinden. Voraussichtlich wird die Ausstellung 2021 bei den – dann - 25. EKT:2021 zu sehen sein. 

 

Dinge, die wir voneinander ahnen

Kapitel I: Ausstellung

8.5. bis 30.08.2020

 

Dinge, die wir miteinander teilen

Kapitel II: Akademie

2.7. – 5.7. 2020

 

Der Badische Kunstverein nimmt die Europäischen Kulturtage Karlsruhe 2020 zum Anlass, um in der Ausstellung Dinge, die wir voneinander ahnen über Objekte zu reflektieren, die von politischen und kulturellen Projektionen und Gegenprojektionen in Europa erzählen. Dinge, die – je nach dem, wer sie interpretiert, sie für sich reklamiert oder gegen ihre vermeintliche Bedeutung deklamiert – verschiedene, oft gegensätzliche Identitätszuschreibungen in sich tragen. In den Rhetoriken von Ein- und Ausschluss, welche die Verschiebungen und Verwerfungen von Ökologie und Ökonomien, die technologischen Umbrüche und der massive Wandel der Lebenswelt in den europäischen Gesellschaften von heute zu zerreißen drohen, werden Dinge oft zu Stellvertretern für essentielle Annahmen über die Anderen, werden semantisch mehrfach aufgeladen und nehmen, obwohl die Dinge dieselben sind, geradezu gegenläufige Bedeutungen an.

Die Kunstprojekte und Arbeiten der Ausstellung verhandeln solche Konflikt-Dinge, die für Ein- und Ausschlüsse und prekäre Situationen stehen: Alltagsgegenstände und Kunstwerke, politische Symbole, Gesten, Melodien, Pflanzen oder Kleidungsstücke. Diese Dinge treten uns dabei oft als Shapeshifter entgegen, die nie nur in einen Verhandlungshorizont eingebunden sind, sondern ihre Bedeutungen ständig verändern. Sie haben das Potential als antagonistische aber auch vermittelnde und versöhnende Werkzeuge im Dialog zwischen vielfältigen gesellschaftlichen und kulturellen Konstellationen in Europa zu agieren. Die Künstler*innen der Ausstellung machen deren problematische und konfliktgeladene Stellung sichtbar und loten gleichzeitig das transformative Potenzial einer in Objekten verschlossenen, verkörperten Geschichte aus. Das Fremde, Verstörende oder Unheimliche, das Unbewusste, der widersprüchliche Raum, den die Dinge, die wir voneinander ahnen besetzen, wird damit sinnlich erfahrbar und materiell. Wahrheit und Fiktion werden destabilisiert, ein Verhandlungsraum für neue Modi des Zusammenlebens wird offen. 

Dinge, die wir voneinander ahnen ist das dritte Projekt der „Reisenden Akademie“, die von tranzit.at aus Wien 2016 gegründet wurde und seitdem verschiedene Städte eines weiteren Europa bereist und sich dort vorübergehend verortet, als eine sich bewegende, nicht hierarchische Forschungsgruppe. Die ersten Projekte der Akademie wie The Empire Strikes Back. A Traveling Academy through the Post-Soviet City Space widmeten sich der gemeinsamen Stadterfahrung in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und fragten Intellektuelle am östlichen Rand des EU-Kontinents in Wessen Europa? nach ihren europäischen Perspektiven. Die Akademie organisiert öffentliche Veranstaltungen, sie vernetzt sich vor Ort mit lokalen Akteur*innen und lädt diese ein, gemeinsam zu unterrichten. Neben anderen Themen setzt sich die Akademie kritisch mit den divergenten Perspektiven auf ein emanzipatorisch und demokratisch gedachtes Europa aus der Perspektive von Kunst und Kultur auseinander, das an den Rändern (aber auch im Zentrum) derzeit zu korrodieren scheint. Dieses Thema wird in der Ausstellung in Karlsruhe zentral. 

 

Kapitel II: Dinge, die wir miteinander teilen

Akademie: 2.7. – 5.7. 2020 

 

Die Ausstellung im Badischen Kunstverein ist Ausgangspukt für das zweite Kapitel des Projekts. Für dieses reist eine Akademie von Künstler*innen, Museolog*innen, Ethnograph*innen, Bildwissenschaftler*innen und Filmschaffenden aus den beteiligten Institutionen, unter anderem des VCRC aus Kiev, ECLAB aus Minsk, AICA ARMENIA aus Yerevan, Tranzit.ro aus Bukarest und des KICA (Krasnodar Institute of Contemporary Art), miteinander an diese Orte, um weitere europäische Konflikt-Objekte aufzuspüren und deren möglicherweise problematische Stellung auszumachen, dabei gleichzeitig ihr transformatives Potenzial diskursiv auszuloten und Fragen zu stellen, wie: Was befähigt ein Objekt zur Repräsentation eines bestimmten kulturellen Komplexes und was verrät seine Materialität? Wie und wie weit färben der Diskurs und die Einordnung dieser Materialität unsere Wahrnehmung? Die Ergebnisse dieser Reisen präsentiert die Akademie im Juli in einem mehrtägigen Bericht und in kleinen Seminaren mit lokalen Akteur*innen. Die Ergebnisse der Reisen und Veranstaltungen der Akademie verändern und rekombinieren die Ausstellung punktuell für das zweite Kapitel. Die Dinge, die uns vermeintlich voneinander trennen werden zu Übergangsobjekten, die einen neuen und gemeinsamen transkulturellen Horizont öffnen: zu Dingen, die wir miteinander teilen.  

Aus Anlass der Ausstellung und der reisenden Akademie und vor dem Hintergrund der Problematiken, die das Projekt anspricht, gründet der Badische Kunstverein mit tranzit.at aus Wien und in enger Zusammenarbeit mit einem Netzwerk von Institutionen und Initiativen zum Großteil aus Nicht-EU-Europa ein neues und innovatives Institut: "The Institute of Inter-Cultural Inquiry". Inspiriert von dem Begegnungsort der orientalischen Madrasa und der mittelalterlichen europäischen Universität kehrt das Institut deren Geschichte als Ort des transkulturellen Austauschs durch Bewegung um.

Kurator*innen und Teilnehmer*innen von Ausstellung und Reisender Akademie: Larissa Agel (Wien), Damir Arsenijevic (Sarajevo), Serhiy Klymko (Lviv und Kyiv), Anja Casser (Karlsruhe), Michaela Geboltsberger (Wien), Veronika Janatkova (Baku und Prag), Yvonne Fomferra (Karlsruhe), Anna Karpenko (Minsk), Eva Khatchaturian (Gumry und Eriwan), Zip Group (Krasnodar), Raluca Voinea (Timisoara und Bukarest), Georg Schöllhammer (Wien)

zurück