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27.09.-24.11.2013
Eröffnung: Donnerstag, 26. September, 19 Uhr

Ausstellung

Pauline Boudry/
Renate Lorenz

Patriarchal Poetry


Während des Filmdrehs von „To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of Their Desperation," 2013, Produktionsstill von Andrea Thal

Der Badische Kunstverein zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung von Pauline Boudry und Renate Lorenz in Deutschland. Im Zentrum der Ausstellung steht ihr neu produzierter Film "To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of Their Desperation" (2013), der in Kooperation mit dem Badischen Kunstverein entstanden und hier erstmals zu sehen ist. Begleitet wird er von den Filminstallationen Toxic (2012) und Salomania (2009).

In seinen vorwiegend filmischen Arbeiten beschäftigt sich das Künstlerinnenduo mit der Entstehung von Fotografie und Film vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte und der Erfindung von Körpernormen. Historische Fotografien, Filme, Texte oder Songs werden zum Ausgangspunkt für die Suche nach alternativen (sexuellen) Praktiken und Lebensentwürfen und vermischen sich mit subversiven Ansätzen aus Pop, Glamour und Camp.

Ihre Filme zeigen Performances, die für die Kamera aufgeführt werden und nur vermittelt durch die Filmprojektion auf das Publikum treffen. Häufig sind projizierte Filme oder Bilder im Bühnenhintergrund dieser gefilmten Performances zu sehen, sodass sich verschiedene Ebenen überlagern. In Salomania reinszeniert beispielsweise der Performer Wu Tsang den hinter ihm projizierten Tanz der Schauspielerin Alla Nazimova im Stummfilm Salome aus dem Jahr 1923. Immer wieder wird in den Arbeiten von Boudry/Lorenz die filmische Illusion gebrochen, indem die PerformerInnen direkt in die Kamera blicken oder sprechen und die Regie oder Kamera selbst ins Bild gerückt wird. So beginnt der/die PerformerIn in Toxic ein Gespräch mit dem Filmteam und thematisiert die hierarchischen Verhältnisse innerhalb des Produktionsprozesses des Films.

Der neue Film To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of Their Desperation zeigt eine Interpretation der gleichnamigen Komposition aus dem Jahr 1970 der Avantgarde-Musikerin Pauline Oliveros. Performt wird das Stück von den sechs MusikerInnen Rachel Aggs, Peaches, Ginger Brooks Takahashi, Catriona Shaw, Verity Susman und William Wheeler. Die Komposition, bei der Oliveros nach eigener Aussage von Valerie Solanas’ radikal-feministischem SCUM Manifesto beeinflusst war, gesteht den MusikerInnen eine gleichberechtigte Rolle zu und richtet sich gegen die hierarchischen Strukturen traditioneller Musik. Das Interesse der Künstlerinnen gilt insbesondere der Frage, „ob und wie eine Veränderung von Strukturen queere Körper erzeugt, ob musikalische und filmische Formen und Materialien revolutionär werden können.“ Ganz im Sinne des Ausstellungstitels Patriarchal Poetry, der ein Gedicht von Gertrude Stein zitiert, handelt es sich dabei um eine queere Politik, die bei der Geschichte der Ästhetik ansetzt.

Kuratiert von Anja Casser und Nadja Quante.

Pauline Boudry und Renate Lorenz arbeiten seit 1998 an gemeinsamen Projekten. Sie leben in Berlin. 

Einzelausstellungen (Auswahl): 2013 Aftershow, CAPC, Bordeaux / 2012 A Toxic Play in Two Acts, South London Gallery, kuratiert von Electra / 2011 No Future / No Past, als Teil von Chewing the Scenery, Swiss Off-Site Pavillon, 54. Venedig Biennale; No Past, Statements, Ellen de Bruijne Projects, Art Basel / 2010 Contagieux! Rapports contre la normalité, Centre d´Art, Genf; Salomania, Ellen de Bruijne Projects, Amsterdam.

Gruppenausstellungen (Auswahl): 2013 Good Girls-Memory, Desire, Power, National Museum of Contemporary Art, Bukarest / 2012 Accrochage, Musée d´Art, Lausanne; Intense Proximity, Palais de Tokyo, Paris / 2011 Junge Kunst, Kunsthaus Zürich; Coming after, The Power Plant, Toronto / 2010 Lecture Performances, Museum of Contemporary Art, Belgrad.

Die Filminstallation „To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of Their Desperation“ wurde von der Stiftung Kunstfonds gefördert und mit Unterstützung des Badischen Kunstvereins in Karlsruhe, Electra in London und Les Complices in Zürich produziert.

Im Anschluss an die Ausstellung ist eine gemeinsame Publikation mit CAPC Bordeaux, Electra in London und Les Complices in Zürich geplant.

Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.

www.boudry-lorenz.de

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Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2013
Foto: Stephan Baumann, bild_raum

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Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2013
Foto: Stephan Baumann, bild_raum

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Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2013
Foto: Stephan Baumann, bild_raum

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Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2013
Foto: Stephan Baumann, bild_raum

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Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2013
Foto: Stephan Baumann, bild_raum

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Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2013
Foto: Stephan Baumann, bild_raum